Fotowettbewerb | Wer war Martin Lagois ?
Martin Lagois – Pfarrer und Medienpionier
Er reiste mit einem alten VW-Kombi zu brasilianischen Ureinwohnern und berichtete aus Papua-Neuguinea, fotografierte wertvolle Skulpturen und Gemälde in Franken und filmte mit seiner 16-Millimeter-Filmkamera das evangelische Leben in Bayern: Martin Lagois prägte die bayerische evangelische Publizistik wie kaum ein anderer.
1912 im altmärkischen Lagendorf in einem preußisch-evangelischen Pfarrhaus geboren, studierte Lagois Theologie in Göttingen, Tübingen und Halle. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg ging der 1938 ordinierte Theologe als "Hilfsprediger" für die evangelische Gemeinde nach Rom, zwei Jahre später zog er nach Bilbao, um sich als Reiseprediger um die evangelischen Christen in Spanien zu kümmern. 1943 wurde er zum Wehrdienst eingezogen, ab 1945 bis 1946 war er interniert im amerikanischen Lager auf dem baden-württembergischen Hohenasperg.
Nach Nürnberg kam Lagois 1946 zunächst als "Amtsaushilfe". Die Stadt wurde zur Heimat mit Ehefrau Anneliese und den vier Kindern. Lagois' Interesse galt den Medien: Zwar scheiterte er damit, die evangelische Tageszeitung "Allgemeine Rundschau" wieder aufzubauen, doch prägte er als Redakteur des Evangelischen Presseverbands für Bayern e.V. die Medienwelt in Franken: Mit Notizblock und Leica-Kamera fuhr er über das Land und versorgte die regionalen Tages- und Kirchenzeitungen mit Reportagen, Meldungen und Fotografien.
Medienpfarrer Martin Lagois
Anfang der 1960er Jahre reiste der Medienpfarrer nach Tansania in Afrika und in die Südsee nach Papua-Neuguinea. "Wir brauchen eine weltweite Strategie der lutherischen Missionsarbeit", sagte Lagois, denn er war davon überzeugt, dass eine Begegnung mit anderen Menschen das Leben der bayerischen Evangelischen bereichern würde. Von den mehrmonatigen Reisen kam er zurück mit Fotografien und Geschichten, die er in Sonntagsblatt-Serien mit Titeln wie "Kirche am Kilimandscharo" und "Warum sind die Weißen so reich?" veröffentlichte.
Die bayerische Landeskirche erkannte sein Talent und ernannte ihn 1969 zum Fernsehbeauftragten. Nun war er offiziell mit der Produktion von Bildreihen und Filmen für Religionsunterricht und Gemeinden beauftragt. Es folgten weitere Reisen, etwa nach Brasilien, Spanien und Israel. Seine Berichte hatten eine hohe Wirkung: So sorgte seine Fernsehsendung über Norwegen für einen Ansturm auf die Lofoten. 1979 bekam Lagois das Bundesverdientskreuz verliehen, mit der Begründung, er habe mithilfe seiner "publizistischen Auswertung" der Reisen "wesentliche Akzente der Beurteilung fremder Länder" gesetzt.
Martin Lagois: Kämpfer für die Medienarbeit
Martin Lagois machte sich stark für professionelle Medienarbeit – auch deshalb, weil er sich das Handwerk des Fotografen, des Redakteurs und des Filmemachers mühsam selbst erarbeitet hatte. Ein Pressemann der Kirche müsse auch mal "Reißnägel ins kirchliche Ruhekissen" einfügen, befand Lagois, nicht nur registrieren und bestätigen. Mit dieser Haltung lehnte er einen offiziellen Abschied ab mit der Begründung, er habe in seinem Leben schon zu viele kirchliche Festreden gehört.
Gleichwohl blieb Lagois auch im Ruhestand seiner Berufung treu: Unermüdlich zog er durch Franken auf der Suche nach interessanten Motiven und Kunstschätzen. Seine Fotografien wurden in Bildbänden gedruckt, seine Tonbildschauen über die Evangelische Medienzentrale vertrieben. Er verfasste Berichte und kunsthistorische Abhandlungen für das "Sonntagsblatt" und führte Touristen in der Adventszeit durch die Egidienkirche.
Nach seinem Tod am 27. Januar 1997 im Alter von 84 Jahren vererbte er seinen fotografischen Nachlass an den Evangelischen Presseverband für Bayern. Dieser publizierte einen Bildband, sortierte und digitalisierte das Bildmaterial und schrieb 2008 erstmals den "Martin-Lagois-Fotopreis" aus, mit dem Ziel, die Bildberichterstattung im Bereich Kirche, Religion und Diakonie zu fördern.
Rieke C. Harmsen
Ausstellung Martin Lagois
Lebenslauf Martin Lagois (1912-1997)
- 1912 Geburt in Langendorf (Kreis Salzwedel)
- Studium der Theologie in Göttingen, Tübingen und Halle
- 1938 Hilfsprediger, Deutsche Evangelische Gemeinde in Rom, Italien
- 1935 Examensarbeit über die Prädestinationslehre (Lehre der Vorherbestimmung) des Mönches Gottschalk im 9. Jahrhundert
- 1940 Reiseprediger des Kirchlichen Außenamtes in Bilbao, Spanien
- 1945 Pfarrer in Nürnberg-Schweinau
- 1946 Zweite Pfarrstelle an der Evangelischen Kirche St. Leonhard, Nürnberg
- 1952 Leiter der Redaktion Franken des Evangelischen Presseverbands für Bayern e.V.
- 1959 Evangelischer Kirchentag in München: Erster Film für das Bayerische Fernsehen
- 1964 Reise zur Südsee-Insel Neuguinea, Papua-Neuguinea
- 1974 Reise nach Südamerika (Brasilien) im Auftrag des Martin-Luther-Vereins
- 1976-77 Produktion von Tonbildreihen über "Israel und seine Araber", "Frischer Wind vom Hesselberg" für die Evangelische Medienzentrale in Nürnberg
- 1979 Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuzes
- 1980 Ruhestand. Bildband "Luthers Erben in Bayern – Bilder aus der evangelisch-lutherischen Kirche" mit Texten von Pfarrer Friedrich Eras, Süddeutscher Verlag München
- 1997 27. Januar: Martin Lagois stirbt mit 84 Jahren in Nürnberg. Der fotografische Nachlass geht an den Evangelischen Presseverband für Bayern, Beginn mit der Archivierung und Digitalisierung des Bildmaterials
- 1998 Bildband "Frommes Franken – Martin Lagois – Pfarrer und Photograph", Claudius Verlag München
- 2003 Digitalisierung des Nachlasses im EPV
- 2008: Begründung des Lagois-Fotowettbewerbs durch Kuratorin Rieke C. Harmsen
Ausstellung Martin Lagois
Die Ausstellung Martin Lagois kann auf Anfrage bestellt werden. Bitte wenden Sie sich an den Service, ausstellungen@epv.de.
Video DVD | Martin Lagois, Blick vom Kirchturm
Der Nürnberger Pressepfarrer Martin Lagois hat zwischen 1957 und 1963 kirchliches Leben und Veranstaltungen auf 16 mm-Filmen dokumentiert. Zum Video gehört ein ausführliches Begleitheft. Herausgegeben wurde die DVD von der Evangelischen Medienzentrale in Nürnberg 2010.
- Einband / Produktform: Heft 34 S., DVD 57 Kurzfilme, 211 Min.
- Umfang / Format: 13,5 x 19 cm
- Erscheinungsjahr: 2013
- ISBN / Bestellnummer: 978-3-939171-60-7
Das Video kann bei der Evangelischen Medienzentrale bestellt werden.